Warum du eine Auszeit brauchst - und wie du sie richtig nutzt
Dieser Artikel erklärt, warum regelmässige Pausen entscheidend sind, welche Hindernisse uns davon abhalten und wie man trotz Stress effektive Auszeiten einplanen und nutzen kann.
Martin Talamona
10/6/2024
Du bist stark gefordert? Zum Beispiel im Job? Vielleicht arbeitest du als Lehrerin in der Bildung, als Arzt im Gesundheitswesen oder gar im Management? Zeitdruck, hohe Verantwortung oder emotionale Belastung sind deine ständigen Begleiter? Willkommen im Club der Dauergestressten!
Und jetzt komme ich daher und erzähle dir, dass du eine Auszeit brauchst. Haha denkst du jetzt, richtig?
Nur, wahrscheinlich weisst du es ja selbst: Je anspruchsvoller dein Job, desto wichtiger wären regelmässige Pausen und echte Auszeiten.
Ist das Paradox? Ja.
Ist es notwendig? Absolut.
Ein Blick in die Forschung
Hier musste ich nicht lange suchen, denn es gibt einige Studien zu diesem Thema - und - sie sind sich ziemlich einig. Am aussagekräftigsten für mich war die Studie von Sabine Sonnentag und Charlotte Fritz (Recovery from job stress: The stressor-detachment model as an integrative framework - 2015). Ich fasse es so zusammen:
Der Teufelskreis fehlender Erholung: Keine Pause = mehr Stress = weniger Leistung = noch mehr Stress. Es ist das Karussell, das dich garantiert aus der Bahn wirft.
Psychologische Distanzierung ist alles: Dein Körper ist im Urlaub, dein Kopf noch immer im Büro? Gratuliere, du verschwendest gerade deine Auszeit.
Aktiv statt passiv: Auf der Couch Netflixen ist zwar nett, bringt dir aber nichts. Weil aktive Freizeitgestaltung ist der Schlüssel zur echten Erholung.
Da haben wir also drei zentrale Punkte aus der Forschung auf der einen Seite. Auf der anderen Seite ist dein Hochleistungsjob. Nennen wir es mal so: Du bist im täglichen Stress-Bootcamp und dieses Bootcamp geht so:
Emotionale Erschöpfung: Dein Gefühlsakku läuft regelmässig auf Reserve. Aufladen? Wo denn?
Always on: Deine digitalen Helfer sind Tyrannen. 24/7 erreichbar ist nicht cool, doch abschalten geht nicht.
Verantwortung: Die Last der Welt auf deinen Schultern? Jeden Tag ein bisschen schwerer.
Multitasking: Zehn Bälle gleichzeitig in der Luft? Deine grösste Angst: Irgendwann fällt dir alles auf den Kopf.
Es ist irgendwie logisch: Erholung, Distanz und aktive Freizeitgestaltung, wie die Studie sagt, würden schon irgendwie helfen. Im Grunde bräuchten wir auch gar keine Studien dazu, denn die meisten von uns spüren schon, was gut für uns wäre.
Wieso wir Menschen es trotzdem meist nicht machen
Doch eben. Es fühlt sich dann leider anders an. Auch weil wir leider Meister*innen darin sind, uns selbst zu sabotieren. Schauen wir unser Verhalten mal genauer an:
Prokrastination der Selbstfürsorge: “Morgen kümmere ich mich um mich.” Dumm ist nur: Morgen kommt irgendwie nie.
An den Produktivitäts-Mythos glauben: Mehr Arbeiten ≠ mehr Leistung. Genau genommen ist es eine Falle, kein Mythos.
FOMO (Fear of Missing Out) haben: Was, wenn ohne mich wichtige Entscheidungen fallen? Tja, die Welt dreht sich weiter - mit oder ohne dich. Mitunter schwer zu akzeptieren.
Schuldgefühle haben: Eine Pause gönnen? Aber die Arbeit! Die Kollegen! Die Welt geht unter! Eh… nein, eher nicht, aber dafür eine gute Ausrede.
Wie du trotz hoher Arbeitsbelastung Auszeiten einplanst und nutzt
Jetzt haben wir wissenschaftliche Studien, höchst anstrengende Jobs und natürlich - wie immer - viele gute menschliche Gründe, die uns hindern.
Was also tun?
Hier ist (m)ein 5-Punkte Aktionsplan:
Mikro-Pausen: Fünf Minuten sind besser als nichts. Nutze sie, als wären es die letzten fünf Minuten deines Lebens.
Rituale: Finde deinen Weg, nach der Arbeit abzuschalten. Meditation, Spaziergang, Kopfstand - egal, Hauptsache, du kommst runter.
Freie Tage sind heilig: Mindestens einmal im Monat komplett arbeitsfrei. Ja, das heisst auch keine E-Mails.
Längere Auszeiten: Zweimal im Jahr richtig raus und zwar länger. Und: Familienbesuch zählt dann nicht. Sorry, Mama.
Grenzen setzen: Lerne “Nein” zu sagen. Nein ist übrigens ein ganzer Satz.
So hättest du schon mal viel erreicht.
In dieser Liste sind, ausser Punkt 5, alles “Auszeiten”. Doch dir diese Auszeiten zuzugestehen ist das eine, sie richtig nutzen das andere.
Dazu gibt es von mir noch einmal 5 Tipps (Und auch dazu ist in den Studien einiges zu finden):
Echte Distanz zum Job schaffen: Arbeits-Benachrichtigungen aus. Büro-Sorgen weg. Punkt.
Natur erleben: Wald wirkt Wunder. Bäume sind wunderbare Therapeuten.
Bewegung: Sport macht den Kopf frei. Und nein, vom Sofa zum Kühlschrank zählt nicht als Sport.
Reflexion: Wohin willst du eigentlich? Zeit, mal wieder über deine Ziele nachzudenken.
Soziale Kontakte pflegen: Deine Freunde haben dich vermisst. Zeit, sie wiederzusehen.
Seufz: Wenn Theorie auf Alltag trifft
Okay, alles schön und gut.
Noch einmal zurück in den Alltag in unserer nicht perfekten Welt, mit uns als nicht perfekte Wesen.
Reality-Check - here’s the deal:
1️⃣ Dringende Anfragen in letzter Minute? Check ✅.
2️⃣ Chef schreibt am Wochenende ein WhatsApp? Check✅.
3️⃣ Kopf so voll, dass Pausen unmöglich scheinen? Double-Check ✅✅.
Die Wahrheit ist leider: Es ist wirklich schwer. Wir jonglieren täglich zwischen Job, Familie und persönlichen Bedürfnissen.
Selbstfürsorge? Fehlanzeige.
Dazu kommen gesellschaftliche Erwartungen: Immer erreichbar, immer produktiv. In vielen Branchen gilt noch immer: Wer viel arbeitet, ist am engagiertesten.
Bullshit? Ja klar.
Realität? Leider auch.
Und nicht zu vergessen: Geld. Vielleicht kannst du es dir nämlich einfach nicht leisten, kürzer zu treten. Oder du hast Angst, den Anschluss zu verlieren, wenn du nicht 110% gibst.
All das macht es wirklich schwer. Und weisst du was? Das ist okay! Du wirst nicht über Nacht zum Zen-Meister der Work-Life-Balance.
Viel wichtiger ist: Sei dir dieser Herausforderungen bewusst. Versuche trotzdem, kleine Schritte zu machen. Vielleicht schaffst du es nicht, jedes Wochenende abzuschalten. Aber wie wäre es mit einem Samstag im Monat ohne Handy? Oder einer echten Mittagspause in der Natur pro Woche?
Denn: Jeder noch so kleine Schritt ist ein (Fort)Schritt. Und ja, du wirst in alte Muster zurückfallen. Auch das ist ok. Versuchs einfach wieder.
Falls du etwas Hilfe brauchen könntest
Schau dir unser “Mehr leicht - Deine Auszeit”-Retreat an. Dies kann ein guter erster Schritt sein, um einfache Strategien zu entwickeln für deine künftigen Verhaltensweisen. In einer kleinen Gruppe, umgeben von der wunderbaren Natur des Safientals, kannst du zur Ruhe kommen und neue Erkenntnisse gewinnen. Wir begleiten dich gerne dabei.
Mehr über unser “Mehr leicht - Deine Auszeit”-Retreat erfahren
Remember: Jeder Schritt zählt. Auch wenn du nicht alles sofort umsetzen kannst - fang einfach irgendwo an. Dein zukünftiges Ich wird es dir danken.
PS: Ja, dieser Artikel war lang. Aber hey, du hast gerade eine Mini-Auszeit genommen, um ihn zu lesen. Siehst du? Es geht doch!
Willst du regelmässig Impulse und Tipps für ein leichteres Leben? Abonniere unseren Newsletter: Newsletter abonnieren
Hungeligrabenstrasse 1
CH-5702 Niederlenz
hallo@optimisticlife.ch
+41 78 8154500